Freiraum und Partizipation. Offene Räume für wen?
Der offene Veranstaltungsraum „OSCO“ des Open Space Hannover e.V. auf dem Gelände des PLATZprojekts in Hannover-Linden hat es sich zum Ziel gesetzt, einen niedrigschwelligen Zugang zu kultureller Partizipation zu ermöglichen. Gegen eine geringe Nebenkostenpauschale können Menschen jeden Alters ungeachtet ihrer Vorerfahrung im Veranstaltungsbereich selbst Konzerte, Lesungen, Installationen, Ausstellungen, Theaterstücke oder andere künstlerische Konzepte realisieren – das OSCO-Team stellt die Technik, die Infrastruktur und unterstützt bei Fragen. Hintergrund der Idee ist die Erfahrung der Initiator*innen, dass sich der Zugang zu Räumen und Institutionen im Kulturbetrieb gerade für weniger kommerzielle Formate oder für Anfänger*innen oft als sehr schwierig herausstellt. Dem soll durch das barrierearme Raumnutzungsangebot des OSCO entgegengewirkt werden, in der Hoffnung, dass dadurch ein diverseres Programm als in bereits etablierten Räumen des Kulturbetriebs in Hannover entstehen kann.
Im März 2018 nahm das OSCO seinen durch die Region und Stadt Hannover sowie die Stiftung Niedersachsen und den Bezirksrat Linden-Limmer finanziell geförderten Probebetrieb auf, in dessen Rahmen die ersten Veranstaltungen durchgeführt, die Infrastruktur erprobt, Kommunikations- und Organisationswege des ehrenamtlich arbeitenden Teams weiterentwickelt und möglichst viele verschiedene Personen erreicht werden sollten. In Bezug auf den letzten Punkt stellte sich nach Abschluss des ersten halben Jahres heraus, dass das Programm homogener ausfiel als erhofft, da weniger Einzelpersonen und Anfänger*innen das neu geschaffene Angebot wahrnahmen, sondern vermehrt Kollektive oder bereits erfahrene Personen aus dem etablierteren Kulturbetrieb.
Daraus ergeben sich für das OSCO die Fragen: Wen wollten wir mit unserer Initiative erreichen? Wen haben wir bislang erreicht? Wen haben wir nicht erreicht und warum? Wir wollen reflektieren, wie unsere Prozesse ablaufen und dies in die Fragestellung einbetten, wie Partizipation und Inklusion im Kulturbetrieb in Theorie und Praxis funktionieren. Wer hat wirklich teil an „Freiräumen“ wie dem PLATZprojekt und dem OSCO, wer hat das finanzielle und zeitliche Kapital dafür? Wie bilden sich auch hier gesamtgesellschaftliche Machtstrukturen und Ausgrenzungsmechanismen ab und wie können wir versuchen, dem entgegenzuwirken? Welche Rolle spielen dabei auch die ökonomischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Stadt, welchen Bedarf gibt es aus unterschiedlichen Perspektiven und wie prägt dies das Programm der Kulturbetriebe? Wie gehen wir damit um, dass Orte wie das PLATZprojekt und OSCO unweigerlich auch eine Rolle in Gentrifizierungsprozessen spielen, die die bereits erwähnten Ausgrenzungsmechanismen weiter befördern?
Und letztendlich – welche Strukturen sind innerhalb ehrenamtlich arbeitender Teams notwendig, um sich diesen Fragen mit der nötigen Sorgfalt widmen zu können?
Im Rahmen einer Gesprächsrunde, in der aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven auf diese Thematik geblickt werden soll, wollen wir versuchen, Problematiken herauszuarbeiten, Erfahrungswerte auszutauschen und Handlungsoptionen zu benennen.
REFERET_INNEN
Kristin Wolter – OSCO-Teammitglied und Szenografie
Moderation:
Janika Millan – Sachgebietsleitung Internationale Kultur im Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover